Daten entschlüsseln und Potenziale entfalten

Insights vom Digital and Innovation Day 2023

30.05.2023

Am 19. und 20. April 2023 fand der Digital and Innovation Day des GCB in der FlyingLab Factory am Frankfurter Flughafen statt. An zwei inspirierenden Tagen knüpfte der diesjährige DigiDay an aktuelle Impulse aus dem Bereich Daten an – und zwar mit zahlreichen Branchen-Expert*innen und einer bunten Community aus motivierten Teilnehmer*innen.

Das zentrale Thema der Veranstaltung war „Unlock the Power of Data“ – das strategische Datenmanagement, praktische Anwendungsfälle und Zukunftsperspektiven für die Veranstaltungswelt. Wer sein Angebot zukünftig clever positionieren und zielführend vermarkten will, kommt am Thema Daten nicht vorbei. Hierzu bot der DigiDay eine Reihe frischer Impulse in Form eines Science Slams, spannender Vorträge, interaktiver Workshops und praxisnaher Anwendungsbeispiele.  

Im Kontext von Daten ist die zielgerichtete Nutzung wichtiger denn je, denn nicht alle Daten sind sinnvoll oder nützlich. Doch mit den richtigen Daten können viele Arbeitsabläufe optimiert werden. Daher stellt sich zu Beginn die Frage: Welche Daten gibt es überhaupt? An welcher Stelle entstehen sie? Und wie können sie sinnvoll genutzt werden, damit sie maximalen Nutzen bringen? In interaktiven Workshops beschäftigten sich Branchenexpert*innen und Daten-Enthusiast*innen mit genau diesen Fragen, um Antworten und praxisnahe Lösungsmöglichkeiten zu finden.  

Moderatorin Susanne Schlüter bei der Eröffnung des #DigiDay23

Science Slam mit Prof. Schildgen „Möchten Sie vielleicht Pommes zu den Pommes“?

Prof. Dr. Johannes Schildgen, Professor für Datenbanken und Big-Data-Analytics, OTH Regensburg, knüpfte genau dort an und eröffnete den DigiDay mit seinem Science Slam zum Thema Empfehlungsalgorithmen, in dem er die Funktionsweise, Vor- und Nachteile und die Bedeutung dieser Algorithmen erläuterte. Zunächst erklärte er die Relevanz von Empfehlungsalgorithmen als wesentlichen Bestandteil des täglichen Lebens, die in vielen Bereichen Anwendung finden, beispielsweise beim Online-Shopping und Musikstreaming oder bei Essensbestellungen. 

Empfehlungsalgorithmen arbeiten auf der Grundlage von Daten und lernen mithilfe von Machine-Learning-Technologien, Vorhersagen zu treffen. Diese Vorhersagen basieren auf verschiedenen Faktoren wie dem Verhalten der Nutzer*innen, Vorlieben und Interessen sowie den Merkmalen des Produkts oder der Dienstleistung. Vorteile von Empfehlungsalgorithmen sind Zeitersparnis und eine personalisierte Erfahrung für die Nutzer*innen. Außerdem können Unternehmen durch Empfehlungsalgorithmen ihren Umsatz steigern, Kaufentscheidungen beeinflussen und die Kund*innenzufriedenheit erhöhen.  

Als anschauliches Beispiel für die Anwendung von Empfehlungsalgorithmen diente Prof. Schildgen eine Pommesbude - auch sie könnte ihren Umsatz durch gezielte Produktempfehlungen stark steigern. Möglich wird dies durch eine Analyse des Kaufverhaltens, um auf dieser Grundlage weitere Produkte zu empfehlen, die zum bereits ausgewählten Produkt passen. Diese personalisierten Empfehlungen ermöglichen Kund*innen schnellere und einfachere Entscheidungen. Gleichzeitig kann die Pommesbude ihre Umsätze steigern und ihre Kund*innenbindung verbessern, indem sie auf die individuellen Bedürfnisse und Vorlieben eingeht. 

Dieses Beispiel verdeutlicht die zielgerichtete Nutzung von Daten sowohl für Privatpersonen als auch für Unternehmen ebenso wie die Funktionsweise von Empfehlungsalgorithmen, die auf Grundlage von Wahrscheinlichkeiten arbeiten.  

Diese Funktionsweise lässt sich auch auf Chat GPT übertragen. Auf Basis der höchst wahrscheinlichen Antwort liefert die KI Antworten auf gestellte Fragen. Da das Programm durch die zuvor eingespeisten Daten lernt, ist eine Überprüfung auf deren Wahrheitsgehalt unbedingt erforderlich. Das Fazit des Referenten: Die zielgerichtete Nutzung von Daten und der Einsatz von KI birgt enormes Potenzial für die Arbeitswelt und kann viele Arbeitsschritte erleichtern und unterstützen, wenn die generierten Inhalte fachlich überprüft werden.  

Prof. Dr. Johannes Schildgen

Data-at-Work-Beispiele aus der Praxis

Die Arbeitserleichterung, die durch KI geschaffen werden kann, war auch Thema der Data-at-Work-Pitches von Lufthansa, Convien und EventMobi.  

Praxisbeispiel Lufthansa

Matthias Kühne präsentierte Beispiele, wie Lufthansa Kund*innendaten effektiv nutzt, um die Bedürfnisse der Kund*innen besser zu verstehen und so personalisierte Empfehlungen zu geben. Beispiele:  

  • Vergangene Buchungen: Lieblingsdestinationen werden Kund*innen erneut angeboten. 

  • Reiseverhalten: Geschäftsreise-Kund*innen erhalten Angebote z.B. für Business-Class-Upgrades oder schnelleres Boarding. 

  • Alter oder Familienstand: Familien mit Kindern bekommen familienfreundliche Flugangebote, älteren Kund*innen solche, die auf ihre speziellen Bedürfnisse zugeschnitten sind. 

  • Personalisierte Werbung: Kund*innen, die sich für Luxusreisen interessieren, erhalten Angebote für die Premium Economy-Class. 

Matthias Kühne, Deutsche Lufthansa

Praxisbeispiel Convien

Oliver Becherer erklärte die Funktionsweise des „Meeting Place Finders“ von Convien, einer datengetriebenen Entscheidungsgrundlage für die Auswahl der optimalen Destination. Der Meeting Place Finder ermöglicht es, auf der Grundlage gewisser Rahmenparameter wie Daten der Teilnehmer*innen, mögliche Zeiträume, Reisekosten, Produktivität und Einsparung von CO2-Emissionen, den bestmöglichen Ort für eine Veranstaltung vorzuschlagen. Das erleichtert zum einen die Location-Suche für Teilnehmer*innen, zum anderen können weitere Aspekte wie Kostenoptimierung und Co2-Reduzierung mitberücksichtigt werden.  

Praxisbeispiel EventMobi

Auch das Anwendungsbeispiel „Lead Capture" von EventMobi zeigt, wie die korrekte Nutzung von Daten Arbeitsprozesse optimieren kann. Wie lassen sich gewonnene Daten auf einer Veranstaltung oder Messe im Nachgang nutzbar machen? Anhand eines Beispiels zeigten Anton von Verschuer und Thorben Grosser auf: die systematische Erfassung von Daten, die Digitalisierung dieser Daten sowie eine entsprechende Auswertung sind das A und O, um den größtmöglichen Nutzen zu generieren und auch im Nachgang sinnvoll mit den gewonnenen Daten arbeiten zu können. 

4 Bilder

KI und die Auswirkungen auf die Arbeitswelt

Der sinnvolle und zielgerichtete Einsatz von KI ist auch Hauptbestandteil des Vortrags von Dr. Wolfgang Beinhauer vom Fraunhofer IAO in Stuttgart zum Thema "Künstliche Intelligenz und die Auswirkungen auf die Arbeitswelt". In seinem Vortrag erklärte er den Unterschied zwischen herkömmlichen Computersystemen und generativer KI und stellte einen Zusammenhang zu den möglichen Auswirkungen von KI auf die Arbeitswelt her.  

Das herkömmliche Computerprogramm liefert den Algorithmus auf Basis von Input einen Output. Bei einem KI-Lernsystem wird das System mit Inhalt gefüttert, sodass Input-Output-Paare entstehen. Dieses lernende System wird mit Daten gefüttert, damit es einen Algorithmus entwickelt. Die Systemantwort hängt davon ab, mit welchen Daten das Lernsystem gefüttert wird und hat somit große Auswirkungen auf dessen Weiterentwicklung. Gleichzeitig bedeutet es, dass der gleiche Input zu einem später Zeitpunkt einen anderen Output liefert. Das Prinzip beruht darauf, dass anhand eines Impulses eine Geschichte erzählt wird, die auf Wahrscheinlichkeiten beruht und sich auf dieser Grundlage immer weiterentwickelt. Das heißt, je besser die Geschichte begonnen wird, desto vielversprechender die Fortsetzung. Aber vor allem braucht es Daten, um aus den Geschichten sinnvolle und wirtschaftliche Cases zu machen.  Das heißt die Daten müssen an konkrete Ziele gekoppelt sein, um überhaupt nützlich sein zu können.  

Das größte Potenzial von KI liegt demnach im Zusammenwirken mit dem Menschen. Der Mensch handelt selbstständig, kann führen und kreieren, die KI hingegen kann lediglich wiederholen, vorhersagen und anpassen. Genau darin liegt ein großer Möglichkeitsraum für die nächsten Jahre. Die Vorteile von KI für Unternehmen im Zuge von Automatisierungsprozessen liegen speziell im Tätigkeitsbereich von wiederholbaren und zeitaufwendigen Aufgaben. Diese Tätigkeiten zu ersetzen, kann zur Verbesserung von Entscheidungsprozessen und der Effizienzsteigerung von Arbeitsabläufen führen.  

Das bedeutet: Automatisierung wird nicht arbeitslos machen, sondern im Gegenteil, bei richtigem Einsatz wird sie die Arbeit an einigen Stellen erleichtern und mehr Freiräume an anderen Stellen schaffen. Daher sollte die Einführung von KI in die Arbeitswelt nicht als Bedrohung, sondern vielmehr als eine Chance für Unternehmen und Arbeitnehmer*innen verstanden werden, um Arbeitsabläufe zu optimieren und neue Karrieremöglichkeiten zu schaffen.  

Dr. Wolfgang Beinhauer, Teamleiter Organisationsgestaltung beim Fraunhofer IAO

Fazit

Insgesamt bot der Digital and Innovation vielfältige Einblicke in das Thema Daten in einem erfrischenden Mix aus spielerischen Impulsen und geballter Fachexpertise. An beiden Tagen sind die Potenzialen von Daten vollumfänglich beleuchtet worden und es hat sich gezeigt: Am Thema Daten kommt in Zukunft niemand mehr vorbei, aber die Art und Weise wie Daten oder KI genutzt werden ist individuell steuerbar. Wichtig ist eine zielgerichtete Nutzung sowie die stetige Überprüfung auf Wahrheitsgehalt und Aktualität der gesammelten Daten.  

DigiDay-Teilnehmer*innen beim Workshop

Weiterführende Links:

Prof. Dr. Johannes Schildgen 

Organisationsentwicklung und Arbeits­­gestaltung - Fraunhofer IAO  

Meeting Place Finder - Plan, Schedule, Share | CONVIEN  

Lead-Capture und -Retrieval auf Events | EventMobi 

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