Barrierefreie Events: Erlebnisse kreieren - für Alle!

Gastbeitrag von Kerstin Hoffmann-Wagner und Gudrun Jostes

20.02.2023

Die Begriffe Inklusion und Barrierefreiheit tauchen in den letzten Jahren immer häufiger im Zusammenhang mit Veranstaltungen auf. Ein Grund dafür ist sicher der dringend überfällige Fokus auf nachhaltige Veranstaltungsplanung, da eine der gleichberechtigten Säulen der Nachhaltigkeit, die soziale Nachhaltigkeit, den inklusiven Gedanken als selbstverständlichen Aspekt beinhaltet.

Kerstin Hoffmann-Wagner und Gudrun Jostes

Seit 2015 kooperieren Kerstin Hoffmann-Wagner, Eventberaterin und zertifiz. Trainerin, und Gudrun Jostes, Dipl.-Ing., Sachverständige und Fachplanerin für barrierefreies Bauen, im Bereich barrierefreie Events und Messen.

Ihre ganzheitlichen Ansätze bringen sie in ihrer Beratungstätigkeit für Projekte und Locations zur Barrierefreiheit zum Einsatz. Mit ihren Vorträgen und gezielten Beratungs- und Weiterbildungsangeboten zur Inklusion und Barrierefreiheit bieten sie Veranstaltern, Eventplanern und Locationbetreibern aus Unternehmen, Verbänden und Institutionen Begleitung, aktuelle Informationen und neue Impulse. Sie sind Autorinnen des gemeinsamen Praxisbuchs „Barrierefreie Events“ (SpringerGabler, 2021), Fachautorinnen im Sammelwerk „CSR in Hessen“ (Springer-Gabler, 2021) sowie Fachautorinnen im Sammelwerk „Atlas barrierefrei bauen“ (RudolphMüllerVerlag, 2018).  

Kontakt
Telefon: +49 (0) 61 08 79 08 92
E-Mail: info@events-barrierefrei.de

Aber wir müssen auch weiterdenken, denn Inklusion ist der zentrale Gedanke der UN-Behindertenrechtskonvention und damit als Menschenrecht festgeschrieben. In Deutschland ist die UN-Konvention seit 2009 gesetzlich verankert. Mit der Planung nachhaltiger Veranstaltungen mit selbstverständlich eingebundenen barrierefreien Formaten sorgen Veranstaltungsteams für die Umsetzung der damit verbundenen gesellschaftsrelevanten Ziele.

Menschenrecht Inklusion und kein Interesse daran?

Bisher wagen sich nur wenige Veranstaltungsteams umfassend an das Thema barrierefreie Events heran. Umfassend in dem Sinne, dass gleichermaßen die unterschiedlichen Bedarfe von Menschen, insbesondere die mit Mobilitätseinschränkungen, Beeinträchtigungen der Sinne oder kognitiven Beeinträchtigungen erfasst werden, um dies als Grundlage für neue Umsetzungsstrategien zukunftsweisender Veranstaltungen einzubinden. Ein solches Vorgehen wäre ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, denn nur so kann der Anspruch auf bunte Vielfalt mit Erlebnissen für alle gewährleistet werden. 

Was genau sind barrierefreie Veranstaltungen?

Barrierefreie Veranstaltungen zeichnen sich dadurch aus, dass die Teilnahme aller auf Augenhöhe erfolgen kann. Dabei sind die selbstständige Zugänglichkeit und Teilnahme ohne fremde Hilfe ein wesentlicher Aspekt. 

Die grundlegende Frage vor Beginn der Veranstaltungsplanung sollte sein: Gibt es Hindernisse oder Barrieren, die Menschen an der Teilnahme hindern könnten? Diese Frage stellt sich im Übrigen sowohl bei Präsenz- als auch bei Online-Events. Eine Antwort darauf und um einen Blick für Barrieren zu bekommen, ist ein Perspektivwechsel sehr hilfreich. Sensibiliserung, beispielsweise durch eine Rollstuhlchallenge und die Erkundung einer Location mit seheinschränkenden Brillen, gibt ein Gefühl davon, was Menschen hindern könnte an einer Veranstaltung teilzunehmen.  

Wie werden barrierefreie Veranstaltungen ermöglicht?

Wenn sich Eventteams die ersten Male mit dem Thema Barrierefreiheit beschäftigen, wird häufig die Frage gestellt, wie man denn überhaupt herausfinden könnte, welche Bedürfnisse die eigenen Teilnehmer*innen haben könnten? Hier empfiehlt es sich eine Struktur zu entwickeln, indem das eigene Eventprojekt zeitlich und inhaltlich in zwei Phasen eingeteilt wird. 

In der ersten Phase des Projekts, in der noch kein Kontakt zu den potentiellen Teilnehmer*innen besteht, können noch keine konkreten Bedarfe ermittelt werden, es wird erst einmal auf Standards zurückgegriffen. Sie werden vorab definiert und gelten für alle Arten von Veranstaltungen.  

Am Anfang sollte dabei immer ein klarer Commitment seitens der Chefetage stehen, dass die Veranstaltung möglichst inklusiv und damit barrierefrei sein soll. Analog zur Nachhaltigkeit handelt es sich um einen Planungsprozess, der dokumentiert, evaluiert und kommuniziert wird. Die Investition in Weiterbildung des eigenen Teams spielt parallel eine wichtige Rolle, um hier professionelle Standards in die Eventplanung einbinden zu können. 

In dieser Phase geht es aber auch um konkrete, passgenaue Maßnahmen, die festgeschrieben auch für Folgeveranstaltungen gelten. 

Hier nur einige der wichtigsten Maßnahmen für mehr Barrierefreiheit: 

  • Der richtige Veranstaltungsort ist von großer Bedeutung. Dieser sollte für alle zugänglich sein. Stellen sie sicher, dass es ausreichend barrierefreie Parkplätze gibt. Prüfen sie ob der Haupteingang stufenlos, ausreichende Durchgangsbreite hat und der Veranstaltungsraum sowie die Toiletten und Cateringbereiche stufenlos erreichbar und nutzbar sind.  
  • Bereiten Sie barrierefreie Kommunikation vor. Stellen Sie sicher, dass alle Veranstaltungsmaterialien, einschließlich Handzettel und Präsentationen, in leicht verständlicher Sprache vorliegen. Überlegen Sie sich auch, ob Untertitelung oder Gebärdensprache passend ist. Gestalten Sie Ihre Website möglichst barrierefrei mit ausreichenden Kontrasten und Schriftgrößen. 
  • Bereiten Sie barrierefreie Technologie vor: Stellen Sie sicher, dass alle technischen Geräte, einschließlich Mikrofone und Projektoren, für alle Teilnehmer zugänglich sind. Nutzen sie für die induktive Anlagen, die für Hörgerätetragende bestenfalls in der Location zur Verfügung gestellt werden können. 

Erst in der zweiten Phase der Veranstaltungsplanung besteht die Möglichkeit, insbesondere über Anmeldetools, in direkten Kontakt mit angemeldeten Personen zu treten. Hier können konkrete Bedarfe insbesondere im Bereich Mobilität Sehen und Hören erfragt werden. Ebenso die besonderen Bedarfe beim Catering aus Unverträglichkeitsgründen oder vegane oder vegetarische Ernährungsweise. Durch die Berücksichtigung der Standards aus Phase 1 sind die meisten barrierefreien Aspekte bereits eingebunden. Ergeben sich aus Rückmeldungen sehr spezielle Bedarfe, ist eine direkte Kommunikation mit einer damit verbundenen Prüfung der Machbarkeit wichtig. 

Für wen planen wir barrierefreie Veranstaltungen?

Grundsätzlich für alle. Für einen gewissen Teil der teilnehmenden Personen ist Barrierefreiheit essenziell, für andere hilfreich und für alle anderen, auch für diejenigen die mit Planung und Durchführung des Events betraut sind, sind barrierefrei gestaltete Events immer ein Gewinn an Komfort. So ist beispielsweise der Transport schwerer Bühnentechnik in Flightcases eine Erleichterung und Informationen in kontrastreicher und ausreichend großer Schrift können für die meisten besser und schneller wahrgenommen werden. 

Letztlich geht es darum, dass Veranstaltungsteams es schaffen, möglichst viele Besucher*innen zu gewinnen, diese in Begeisterung zu versetzen und ihnen ein eindrückliches Erlebnis zu bieten. Dafür ist das Kennen der Bedürfnisse von teilnehmenden Personen und das Kennen von barrierefreien Maßnahmen für die Planung von Eventkonzepten unerlässlich. Denn nur so wird die Säule sozialen Nachhaltigkeit einen gleichberechtigten Platz in der nachhaltigen Eventplanung finden. 

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