"Tourismuswerbung muss gut durchdacht sein"

GCB FutureTalks #12 mit Natalia Bayona

20.05.2020

Matthias Schultze, Geschäftsführer des German Convention Bureaus, sprach mit Natalia Bayona, Senior Expertin für Innovation und digitale Transformation bei der Weltorganisation für Tourismus (UNWTO), über die Zukunft der globalen Tourismusindustrie. Natalia Bayona ist überzeugt, dass Destinationen ihre zukünftigen Werbeaktivitäten im Kontext des Coronavirus wohlüberlegt gestalten müssen und dass die Zukunft des Reisens bewusster, nachhaltiger und nischenbasierter sein wird.

Matthias Schultze: Was bedeutet die aktuelle Situation - die globale Ausbreitung des Coronavirus - für den weltweiten Tourismus?

Natalia Bayona: Die aktuelle Ausbreitung des Coronavirus hat unsere gesamte Branche vor neue Herausforderungen gestellt. Gesellschaften auf der ganzen Welt sind durch den Ausfall des demokratischsten Wirtschaftssektors bedroht, und die Krise kann nur gemeinsam überwunden werden. Ein positiver Aspekt dieser Krise ist jedoch, dass sie uns auch neue Möglichkeiten eröffnet hat, den Tourismus in Sachen Nachhaltigkeit und Innovationen weiter voranzutreiben. Letztendlich wird das den Menschen, Unternehmen und Destinationen gleichermaßen zugutekommen.

Als Branche haben wir aber natürlich auch die jüngst nachgewiesene Widerstandsfähigkeit der Tourismusindustrie vor Augen. Nach SARS 2003 und der Finanzkrise von 2009 erlebte der Tourismus ein Jahrzehnt des konstanten Wachstums. Das stimmt mich positiv, dass unsere Branche auch diesmal die weltweite Erholung als treibende Kraft maßgeblich unterstützen wird. Glücklicherweise können wir uns in diesem Zusammenhang auch auf die Unterstützung der globalen Innovations-Ökosysteme verlassen.

In Zukunft werden wir zudem sicherlich bewusster, nachhaltiger und nischenbasierter reisen – ganz im Gegensatz zum Mainstream-Massentourismus. Das Reisen in ländliche Regionen, die Einführung von Technologien für intelligente Destinationen, die Förderung von Unternehmensgründer*innen sowie Investitionen in umweltfreundliche und sozialverträgliche Produkte und das Vorantreiben der Sustainable Development Goals (SDGs) werden die neue Tourismuslandschaft maßgeblich prägen.

Matthias Schultze: #KeepYourDistance - wie hat COVID-19 Ihre Arbeit beeinflusst?

Natalia Bayona: Meine Arbeitstage sind zweifellos länger geworden, aber wir müssen diese Zeit nutzen und Lösungen finden, die den Tourismus in Zukunft wieder ermöglichen werden – schließlich zählen unsere Mitgliedsstaaten auch auf unsere Unterstützung bei der Bewältigung dieser Krise. Diese Herausforderungen haben daher auch die Kooperation mit den Vertretern der Innovations-Ökosysteme weiter vorangetrieben. So konnten wir mit vielen globalen Organisationen erfolgreich zusammenarbeiten und zahlreiche wichtige Projekte entwickeln. Hierzu zählen zum Beispiel die Healing Solutions for Tourism Challenge oder das Global Crisis Committee. Zusätzlich bin ich als Speaker aktiv und setze mich täglich für mehr Nachhaltigkeit, Zugang, Inklusion und Innovation in der Tourismusbranche ein.

Matthias Schultze: Wie wirkt sich die aktuelle Ausnahmesituation langfristig auf Veranstaltungen und Veranstaltungsformate aus?

Natalia Bayona: Der MICE-Sektor gehört zu den dynamischsten Sektoren innerhalb der touristischen Wertschöpfungskette. Obwohl wir aktuell zu Hause bleiben müssen, hat die Branche aber dennoch die Möglichkeit, hochwertige Events anzubieten. Mit diesen können Reisende, Unternehmen, und Destinationen auf die Rückkehr des Tourismus vorbereitet werden. Außerdem sehen wir gerade, dass Online-Veranstaltungen gleichermaßen Trainings- und Werbeplattformen sind, die die Stimmen einer nachhaltigeren und innovativeren Art des Reisens verbreiten können.

Zudem machen technologische Fortschritte mittlerweile die komplexesten Innovationsveranstaltungen möglich – Hackathons, Start-Up-Wettbewerbe und Investorenrunden können beispielsweise problemlos online stattfinden. Dennoch dürfen wir die menschliche Seite von Veranstaltungen nicht außer Acht lassen. Ohne den Tourismus könnte diese nämlich gar nicht ermöglicht werden. Aus diesem Grund werden Reisen und Veranstaltungen zukünftig durch die Kombination zweier Ansätze profitieren: authentische Destinationserlebnisse werden mit Hightech-basierten Ressourcen gepaart.

Matthias Schultze: Was ist Ihrer Meinung nach für den Geschäftstourismus in den kommenden Wochen und Monaten wichtig?

Natalia Bayona: Für die Erholung der Tourismusbranche ist es von grundlegender Bedeutung, dass wir uns in den kommenden Wochen und Monaten um die Gewährleistung des sicheren Reisens kümmern. Hierfür benötigen wir zunächst hohe Hygienestandards, denn nur mit ihnen können die Grenzen wieder geöffnet werden. Gleichermaßen müssen sich Destinationen aber auch Gedanken über neue Konzepte, ihre sozialen Auswirkungen sowie Investitionen in die Nachhaltigkeit machen, um Geschäftsreisende zukünftig wieder anzuziehen. Die Tourismuswerbung muss außerdem gut durchdacht sein. Sie sollte darauf ausgerichtet sein, die Menschen sowohl zum Reisen zu motivieren als auch die entsprechenden Sicherheits- und Hygienevorkehrungen zu kommunizieren.

Der Tourismus wird gerade neu definiert und diese Entwicklungen müssen in den Branding-Kampagnen ersichtlich sein, um das Vertrauen der Reisenden zurückzugewinnen.

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